Leben in zwei Welten
living in two worlds
Buchobjekte, Auflage: 2
verschiedene Maße
seit 2022
Leben in zwei Welten
Stimmen von Überlebenden sexualisierter Gewalt
ist ein Projekt mit eigenMächtig. Das schreibt eigenMächtig:
„Sexualisierte Gewalt war über Jahrzehnte ein hochtabuisiertes Thema. Den vielen Überlebenden von Gewalt wurde nicht geglaubt, ihre Erfahrungen wurden ihnen abgesprochen.
Der gesellschaftliche Diskurs hat sich verändert – endlich. Mittlerweile wird nur noch wenig bestritten, dass es sexualisierte Gewalt gibt. Dass dies in der Mehrheit (aber nicht nur!) Mädchen und Frauen* betrifft. Kaum noch jemand leugnet, dass der größte Teil der Taten im familiären oder privaten Umfeld geschieht. Es wird gegen sexualisierte Gewalt ermittelt, immer mehr polizeiliche Behörden ermitteln intensiv im Bereich der organisierten sexualisierten Gewalt – Fahndungserfolge wie z.B. im sogenannten Missbrauchskomplex Bergischgladbach nehmen zu. Es gibt zunehmend staatliche Förderungen, die den Schwerpunkt auf Prävention von Gewalt gegen Kinder setzen.
Doch hiermit ist noch lange nicht alles getan. Die zentralen Ursachen der Gewalt – eine patriarchal geprägte Gesellschaft, die auf Machtstrukturen und Ausbeutungslogiken aufgebaut ist – sind weiterhin sehr wirkmächtig. Täglich geschehen weitere Übergriffe. Neben der Gewalt im analogen Raum werden wir mit immer mehr Gewalt im digitalen Raum konfrontiert. Die meisten Gewalttaten werden – wenn überhaupt – viel zu spät aufgedeckt, die wenigsten Täter*innen werden verurteilt. Immer noch schweigen zu viele Überlebende von Gewalt aus Angst und Scham. An viel zu vielen Stellen gibt es nicht genug oder keine Unterstützung.
Als Fachstelle, die mit erwachsenen Frauen und Trans* arbeitet, müssen wir feststellen, dass die Situation von erwachsenen Überlebenden, die heute noch von den Folgen der Gewalt beeinträchtigt sind, oft übersehen wird. Gewalt hinterlässt Spuren, manchmal Narben. Viele Überlebende brauchen Unterstützung dabei, mit den Folgen des Erlebten einen Umgang zu finden, auch wenn die Gewalt schon lange vorbei ist. Wir unterstützen fraglos die aktuellen Bemühungen, Kinder besser zu schützen. Doch auch die, die nicht geschützt wurden, haben ein Recht auf unsere Aufmerksamkeit.
Mit dieser Ausstellung möchten wir denen eine Stimme geben, die (sexualisierte) Gewalt erlebt haben. Die wissen, wie es sich anfühlt. Die wissen, was es braucht um zu überleben. Die nicht aufgeben, auch wenn es noch so schwer fällt. Die so viel mehr sind als ein Opfer von Gewalt.
Wir haben Frauen und Trans* gefragt:
Was bedeuten die Erfahrungen mit Gewalt und Vernachlässigung,
die Sie gemacht haben, für Sie?
Wie haben diese Erfahrungen Sie geprägt?
Was hat geholfen, zu überleben?
Was hilft heute?
Was fehlt – damals und heute?
Haben Sie Visionen und Wünsche, wo es hingehen soll?
Für Sie persönlich, aber auch darüber hinaus.
Diese Antworten haben wir bekommen…“
Und hier beginnt meine Arbeit.
Viele Antworten kommen als Texte zu eigenMächtig. Meine Aufgabe ist, sie für die Ausstellung aufzubereiten. Mir war und ist wichtig: die Texte sollen nicht leicht konsumierbar sein. Mir schwebte vor, das Menschen die sehr intimen Geschichten bewusst und behutsam in die Hand nehmen, lesen und begreifen. Darum habe ich entschieden auf jedem Text ein Buchobjekt zu machen, das in seiner Form und Beschaffenheit Kerninhalte des Textes illustriert.
Von jedem Buch gibt es 2 Exemplare: eines für die Ausstellung und eines für den*die Autor*in.
Da die Texte sehr persönlich und die Buchobjekte zum fühlen gemacht sind, sind auf dieser Seite lediglich ein paar Eindrücke zu sehen. Die Ausstellung „Leben in zwei Welten – Stimmen von überlebenden sexualisierter Gewalt“ wandert. Es gibt also immer mal wieder die Gelegenheit, die Bücher live zu lesen.
book objects, edition of 2
various measurements
since 2022
The translation for this series will come.